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Alles auf Youtube? Oder: Wer braucht noch Vimeo?

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Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal so schreibe. Aber meine einstige Lieblings-Video-Plattform, bei der ich mir lange Zeit die meisten und wichtigsten Anregungen geholt habe, ist ins Hintertreffen geraten: Auf Vimeo finde ich in jüngerer Zeit immer weniger Videos, die mich inspirieren. Dabei war diese Plattform für mich beim Einstieg ins Thema Video die Alternative zu Youtube: Bessere Inhalte, mehr künstlerisch arbeitende Videofilmer, bessere inhaltliche und optische Qualität. Was ist daraus geworden?

Noch immer stelle ich jedes fertige Video auf beide Plattformen, auf Youtube und Vimeo. Darüber, dass es sonst keine nennenswerte Alternative gibt, braucht man sicher nicht zu streiten. Beide Plattformen funktionieren gut, wenn man seine Videos in die eigene Website einbettet.

Aber die Diskrepanz in der Reichweite ist noch drastischer geworden, als sie es vor einigen Jahren schon war. Das war zu erwarten. Hier der Markt für die Masse mit Trilliarden Videos, davon 90 Prozent eher unterdurchschnittlicher Qualität. Jeder, der auch nur ein Handy besitzt, stellt schließlich irgendwann mal ein Video bei Youtube ein.

Auf der anderen Seite war Vimeo etwas, wo sich Filmer trafen und austauschten. Die Qualität der Filme kam mir hier immer höher vor.

Mehr und bessere Filme…

Heute sehe ich bei Youtube ein – nicht in der Masse aber für bestimmte Interessengebiete – stark angestiegenes Qualitätsniveau: Viele Youtuber haben sich professionalisiert – egal, ob sie damit richtig Geld verdienen oder das “nebenher” machen. Bei nicht allen hat das auch zu besseren Videos geführt, bei den meisten schon. Die Möglichkeiten hier mit Werbung Geld zu verdienen sind stark gestiegen (und in jüngerer Zeit wieder etwas schlechter geworden). Youtuber, die mit einem Mitarbeitstab und professionellen Kameras im 50.000-Euro-Bereich arbeiten, sind keine Seltenheit mehr.

… und mehr Kommerz

Das hat auch seine Kehrseiten: Ich will nicht wissen, wieviele “werbeverseuchte” Beiträge dort umherschwirren, bei denen sich kein Mensch darum kümmert, wer für welche Aussagen bezahlt hat, ob das jetzt Werbung oder Partnerschaft oder Sponsoring ist. Meistens wird nicht offen drüber gesprochen, aber oft genug erkennt man die kommerziellen Beweggründe die dahinter stehen. (Und die viel besser akzeptiert würden, wenn das auch offen kommuniziert werden würde.) Youtube ist längst der Nachfolger von dem, was früher mal das Fernsehen war.

Bei Vimeo, so mein Eindruck stellen immer noch viele engagierte Filmer und etliche professionelle Filmer und Agenturen ihre Videos ein. Aber eben mehr als Schaufenster: Nicht um die große Masse zu erreichen und / oder um damit Geld zu verdienen. Dafür gibts dort einen eigenen Kanal mit Bezahl-Videos.

Wenn ich mir heute in einer ruhigen Minute ansehe, was mir Youtube in meinen Feed schmeißt, dann fühle ich mich meist gut erhalten. Bei Vimeo kann ich weder einen gut sortierten Feed feststellen noch diese Breite und Qualität der Videos.

Das schmerzt nicht nur deshalb, weil ich bei Vimeo eine jährliche Gebühr bezahle (rund 60 €), während Youtube (noch) für mich völlig kostenfrei ist. Gut: Wenn ich das 1000. Mal die ersten 5 Sekunden von Noch-keine-Website…? als Werbe-Intro gehört habe, dann würde ich spontan auch hier 60 € für werbefreie Videos zahlen. (Hoffentlich liest das jetzt niemand bei Youtube.)

Wo hält man sich lieber auf?

Youtube hat die aussagefähigere Statistik, die bessere Möglichkeit Geld durch Werbung zu verdienen (wovon ich keinen Gebrauch mache) und – alleine schon wegen der Masse und der Einspielung professioneller Filmer oder auch TV-Sender – das bessere Angebot.

Bleibt das Dilemma, dass das Konstrukt Youtube-Google-Facebook-Instagram auch auf längere Sicht gute Gegenspieler braucht. Deswegen werden meine (wenigen) Videos auch künftig noch bei Vimeo stehen. Ob ich weiterhin 60 Euro für eine werbefreie Plattform Vimeo zahle, die ich immer weniger nutze, entscheide ich beim nächsten Zahlungstermin.

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